Wenn es doch so einfach wär'

jobsucheDie Bundesagentur für Arbeit teilt mit, dass im Kreis Mettmann bis März 2021 insgesamt 1.742 Berufsausbildungsstellen gemeldet wurden. Dem gegenüber stünden 1.973 Bewerber:innen, die sich im Laufe des Berichtsjahres bei den Agenturen für Arbeit vor Ort gemeldet haben. Aktuell sind noch 1.204 junge Frauen und Männer auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Gleichzeitig seien 1.118 Ausbildungsplätze unbesetzt. Somit kommen rein rechnerisch auf jede/jeden unversorgten Bewerber bzw. Bewerberin 0,9 unbesetzte Berufsausbildungsstellen.  Im Vergleich zum Vorjahr sei die Anzahl von Bewerber:innen um 13,8 Prozent oder in absoluten Zahlen ausgedrückt, um 316 Jugendliche gesunken. Im gleichen Zeitraum ist übrigens auch die Zahl der Ausbildungsstellen um 6,8 Prozent bzw. 128 Stellen zurückgegangen.

Nicht erwähnt wird in diesem Zusammenhang, dass es immer noch unversorgte junge Menschen aus den Vorjahren gibt. Und tatsächlich ist nicht jeder Ausbildungsplatz für jeden Menschen geeignet. Es muss also auch passen: Für die Bewerbenden und für die Arbeitgeber:innen! Ob handwerkliches Geschick, mathematische Kenntnisse, Einfühlungsvermögen, körperliche Fitness, Sprachkenntnisse – zahlreiche Faktoren spielen bei der Berufswahl eine Rolle. Nur mit Zahlen zu jonglieren verfälscht folglich das Bild und macht nicht ansatzweise den Fehler im System deutlich.

In der Realität ziehen sich Unternehmen und Wirtschaft kontinuierlich aus der Ausbildung neuer Fachkräfte zurück: nicht einmal mehr jeder fünfte Betrieb bildet überhaupt noch aus. Zeitgleich werden immer weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen. Dabei gehen insbesondere junge Erwachsene, die maximal einen Hauptschulabschluss haben oder solche mit Zuwanderungshintergrund leer aus. Sie sind faktisch vom Ausbildungsmarkt ausgeschlossen und landen in der Regel in den Maßnahmen des Übergangssystems.

Nach wie vor befinden sich in den Warteschleifen bundesweit über eine viertel Million junger Menschen. Davon erhalten viele im Anschluss keine vollqualifizierende Berufsausbildung. In der Folge stehen rund zwei Millionen junge Erwachsene im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsausbildung da. Und die Corona-Pandemie verschärft die ohnehin schon schwierige Situation deutlich. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass viele Ausbildungsplätze infolge von Insolvenzen und dauerhaften Schließungen von Betrieben verloren gehen.

Fakt ist: Ein Rechtsanspruch auf Ausbildung muss im Grundgesetz verankert werden, sodass allen jungen Menschen eine vollqualifizierende, mindestens dreijährige Ausbildung ermöglicht wird.

Zudem dürfen sich die Unternehmen nicht länger aus der Verantwortung stehlen und müssen ausreichend Ausbildungsplätze schaffen. Es muss eine solidarische Umlagefinanzierung geschaffen werden, die alle Betriebe für die Ausbildung junger Menschen in die Pflicht nimmt.

Bis jetzt bezahlen junge Menschen die falsche Herangehensweise mit unnötigen Warteschleifen und Perspektivlosigkeit, mit Einkommensverlusten und gebrochenen Erwerbsbiografien. Damit muss Schluss sein.

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